Gemeinsam anpacken - Giftpflanzenbekämpfung auf Naturschutzgrünland im Westerwald
Pressemitteilung
Um artenreiches Grünland für die Tier- und Pflanzenwelt erhalten zu können, sind speziell angepasste Termine für die Mahd wichtig. Zugleich geben sie Giftpflanzen wie Lupine, Jakobs-Kreuz-Kraut, Herbstzeitlose Zeit zum Wachsen. Das gemähte Heu können Landwirt:innen dann nicht mehr nutzen - und es droht die Aufgabe der Flächen. Fallen diese dann brach, gehen wertvolle Lebensräume verloren. Im Rahmen eines bundesweiten Pilotprojektes zur Kooperation von landwirtschaftlichen Betrieben (KOMBI) hat die Landschaftspflegevereinigung (LPV) Lahn-Dill e.V. eine gemeinsame Bekämpfung der Giftpflanzen gestartet.
„Hier in Driedorf-Waldaubach im Vogelschutzgebiet „Hoher Westerwald“ gibt es besonders wertvolles extensives Grünland. Im Frühsommer kommen besondere Gäste auf die Wiesen: die Braunkehlchen. Damit die Jungvögel des Bodenbrüters überleben, muss die Wiese etwas später gemäht werden als üblich“, erläutert Günter Schwab von der Landschaftspflegevereinigung Lahn-Dill. „Die Landwirte wissen darüber Bescheid und mähen die Wiesen gerne passend“.
„Es ist großartig, dass die Landwirte ihre Wiesen so mähen, dass die jungen Braunkehlchen überleben können“, erklärt Frau Kandert von der Oberen Naturschutzbehörde in Gießen. „So konnte die Zahl der Brutpaare signifikant gesteigert werden. Die Vorkommen im Lahn-Dill-Kreis sind fast die letzten in Hessen und uns kommt damit eine besondere Verantwortung für ihren Schutz zu. Leider machen uns in den letzten Jahren immer mehr Giftpflanzen in den Wiesen zu schaffen. Durch den etwas späteren Mahdtermin haben die Giftpflanzen Zeit ihre Samen zu verbreiten. So nimmt die Zahl stetig zu. Wir hören von vielen Landwirten, dass wir gemeinsam eine Lösung finden müssen, wenn wir die Braunkehlchen schützen wollen.“
Es gibt verschiedene Ursachen, warum Giftpflanzen überhandnehmen können, und in einem anderen Schutzgebiet im Lahn-Dill-Kreis haben die ersten Landwirte schon aufgegeben Heu zu machen. Die Flächen werden zwar noch gemäht, das Futter ist allerdings unbrauchbar, weil es die Nutztiere krankmacht und sogar töten kann. Deshalb muss es teuer entsorgt werden.
„Im schlimmsten Fall sieht es bald so aus wie auf einigen Flächen rund um die Fuchskaute“ berichtet Katharina Wehr von der LPV. „Dort befindet sich ein großes Lupinen-Vorkommen. Andere wertvolle Blühpflanzen werden verdrängt und die giftigen Pflanzenteile der Lupine dürfen nicht ins Heu gelangen“.
Die LPV hat eingeladen auf eine Wiese von Landwirt Felix Buseman. Dort ist die Giftpflanzenausbreitung noch ganz am Anfang. Hier sind bisher nur einige kleine und junge Lupinenpflanzen vorhanden. Diese haben wahrscheinlich in diesem Jahr noch nicht geblüht und demnach auch keine Samen gebildet.
„Gerade jetzt, wenn der Boden weicher ist, können wir die jungen und kleinen Pflanzen komplett ausgraben. Damit diese sich nicht mehr weitervermehren können.“, sagt Georg Spamer und demonstriert wie die Lupinenpflanzen ausgestochen werden. Es ist eine mühsame Arbeit, aber die einzige Möglichkeit, die Lupine nachhaltig und langfristig zu entfernen. Katharina Wehr von der LPV setzt sich für die Unterstützung der Landwirte bei der Giftpflanzenbekämpfung ein. „Wir haben in der Umgebung schon einige Flächen kartiert und haben auf mehreren Flächen Giftpflanzen gefunden. Wir haben zum Teil die Landwirte gezielt auf die Flächen angesprochen und unsere Hilfe angeboten, aber auch auf Hilferufe der Landwirte reagiert.“
Die LPV ist dankbar, durch das von dem Bundesamt für Naturschutz geförderte Projekt KOMBI (Kooperative Modelle zur Förderung der Biodiversität) eine Möglichkeit zu haben, die Abteilung ländlicher Raum des Lahn-Dill-Kreises dabei zu unterstützen, den landwirtschaftlichen Betrieben zu helfen. „Und auch die Landwirte sind froh über die Unterstützung“, berichtet Günter Schwab von der LPV. Die LPV wird mit interessierten Betrieben im nächsten Jahr eine Kooperation aufbauen, welche die Bekämpfung der Giftpflanzen gemeinsam abstimmt und nachhaltig gestaltet. So soll eine Balance erreicht werden zwischen dem Nutzen und Schützen der Natur. Von dieser Balance sollen die Landwirte und der Naturschutz auf Dauer profitieren.
Bild zur Meldung: Damit für den Naturschutz wichtige Grünlandflächen weiterhin extensiv genutzt werden können, ist eine Eindämmung dort teilweise vorkommender Giftpflanzen nötig. Foto: Helmut Weller


